Nebelherz

zurück

Der Nebel schluckt die Geräusche der Stadt und lässt nur ein gedämpftes Flüstern zurück. Jeder meiner Schritte hallt leise auf den feuchten, glänzenden Steinen wider, ein einsames Echo in der Stille. Die Luft ist kühl und riecht nach nassem Stein und dem salzigen Hauch des Kanals, der träge neben mir liegt.

Meine Finger streichen über die raue Kante der Brüstung. Der Stein ist kalt und feucht, fast lebendig unter meiner Berührung. Das Wasser unter mir ist wie schwarze Seide, nur hier und da durchbrochen vom goldenen Schimmer einer fernen Laterne, deren Licht sich zitternd auf der Oberfläche spiegelt. Die alten Holzpfähle ragen wie stumme Wächter aus der Dunkelheit, ihre Oberfläche von Muscheln und Zeit gezeichnet.

Ich ziehe den Mantel enger um mich. Der weiche Pelz an der Kapuze kitzelt an meinem Hals, ein kleiner, warmer Trost in dieser kühlen, verschwommenen Welt. Mein Hut sitzt tief und verbirgt mein Gesicht vor den wenigen Schemen, die wie Geister durch den Dunst huschen. In der Ferne verschwimmt eine Brücke, ihre Lichter sind nur noch matte, leuchtende Tupfer, als hätte jemand mit weichem Pinsel auf eine Leinwand gemalt.

Es ist ein Moment, der nur mir gehört. Ein Innehalten zwischen den Atemzügen der Stadt. Ich höre das leise Plätschern des Wassers, das gegen die Fundamente der alten Häuser schlägt, und das ferne, fast unmerkliche Brummen eines Vaporetto. Es ist, als würde die Stadt für einen Augenblick den Atem anhalten und mir ein Geheimnis anvertrauen. Ein Gefühl von Melancholie und Frieden zugleich, süß und schwer wie der Duft von feuchter Erde nach einem langen Regen. Hier, in diesem schwebenden Augenblick, finde ich die Schönheit, die sich im Verborgenen hält.

zurück