Der kühle Marmor unter meinen Füßen fühlt sich glatt und uneben zugleich an, ein Mosaik aus Jahrhunderten, das die Schritte unzähliger Menschen vor mir bewahrt. Ich trete aus dem Schatten des Bogengangs, und die letzte Wärme des Tages umfängt mich wie eine sanfte Umarmung. Die Luft ist schwer und riecht nach Salz, nach altem Stein und dem fernen, süßlichen Duft von Gebäck, der aus einer der Gassen herüberweht.
Vor mir breitet sich der Platz in seiner ganzen, stillen Pracht aus. Die Sonne sinkt und taucht den Himmel in ein zartes Violett, das sich mit dem warmen Orange am Horizont vermischt. Ihr Licht malt goldene Spuren auf die nassen Pflastersteine, als würde flüssiges Gold über den Boden fließen und direkt auf die Fassade des Doms zulaufen. Die Kuppeln der Basilika zeichnen sich wie dunkle Silhouetten gegen den leuchtenden Himmel ab, geheimnisvoll und vertraut zugleich.
Ein leises Plätschern dringt an mein Ohr, das Echo von Wasser, das gegen die Fundamente dieser Stadt schlägt. Sonst ist es still. Die sonst so lauten Stimmen der Touristen sind verklungen, nur das leise Gurren einer einzelnen Taube ist zu hören. Der hohe Campanile ragt wie ein Wächter in den Abendhimmel, seine Spitze fast schon im Dunkel der Wolken verloren.
Ich atme tief ein und spüre, wie eine Welle der Melancholie und des Friedens durch mich hindurchfließt. In diesem Moment, zwischen dem massiven Stein der Säulen und der unendlichen Weite des Platzes, fühle ich mich klein und doch unendlich verbunden mit der Seele dieses Ortes. Der Stoff meines Kleides streicht sanft über meine Beine, während ich einen Schritt nach dem anderen in das schwindende Licht setze, angezogen von der Magie dieses einsamen Augenblicks. Es ist, als würde die Stadt nur für mich atmen.
