Die Luft ist kühl und riecht nach feuchtem Stein und dem salzigen Versprechen des nahen Meeres. Ich lehne an der Brüstung, das Holz ist glatt und kalt unter meinen Händen. Unter mir gleitet ein kleines Boot durch das schmale, dunkle Wasser des Kanals, sein Scheinwerfer schneidet einen unruhigen, milchigen Fleck in die Schwärze. Das leise Tuckern des Motors ist das einzige Geräusch, das die Stille durchbricht, ein sanfter Herzschlag in den Adern dieser alten Stadt.
Mein Blick wandert die Fassaden entlang. Die Ziegelmauern, rau und von der Zeit gezeichnet, leuchten im warmen Licht, das aus den Fenstern fällt. Oben, an einem Balkon, glimmt eine Lichterkette wie eingefangene Sterne und wirft ein bläuliches, fast geisterhaftes Licht auf die verzierten Bögen. Es ist, als würde das Gebäude seine eigenen Geschichten flüstern, von Festen, die längst vergangen sind, von Blicken, die sich über das Wasser trafen.
Ich atme tief ein. Der Geruch von nassem Holz mischt sich mit dem fernen Duft von frisch gebackenem Brot. Ich bin allein, aber nicht einsam. In diesem Moment bin ich nur eine stille Beobachterin, ein Teil des Bildes. Mein Haar fällt mir über die Schulter, und ich spüre, wie eine kühle Brise darüberstreicht. Die Welt scheint den Atem anzuhalten, und ich halte ihn mit ihr an. Es ist ein Gefühl von tiefer Ruhe, fast Melancholie, als würde ich auf etwas warten, ohne zu wissen, worauf. Vielleicht nur auf den nächsten Herzschlag der Stadt, auf das nächste Boot, das die Stille durchschneidet und wieder verschwindet.
